Freitag, 17. Mai 2013

Adé, mein Löwenzahngelee

Einen Abend nach dem Stromausfall hatte ich die Idee, Frau Concierge zu fragen, ob sie gern Süßes aufs Brötchen äße. Sie war so hilfsbereit, als ich meinen Unfall mit dem Knie hatte und hat Ole ausgeführt, weil ich nicht aus der Türe kam. Ja, sagte sie, sie würde gern mal Süßes aufs Brötchen essen. Ich hätte da nämlich mal was ganz besonderes: selbstgemachtes Löwenzahngelee. Aha, meinte sie mit skeptischem Blick, das würde sie nicht kennen. Hätte aber letztens in Bilder der Frau einen Artikel gesehen zu Löwenzahngelee. Äh, jetzt frag ich mich grad: Wie heißt das eigentlich? Das Gelee? Der Gelee? Egal, er/es hab ich aus Löwenzahn gemacht und das Zeug ist mega lecker. Ist ja schließlich auch selbstgestrickt. Facebook ist schon manchmal sehr nützlich, denn dort tauchte eines Tages, mitten in der größten Blütezeit von Löwenzahn, dieses Geleerezept auf. Toll!

Nun hat es mich doch interessiert, ich war gucken. Geht beides. Der und das Gelee. Sagt der Duden. Okay, weiter also.

Ich versprach also Frau Concierge, eine Probe mitzubringen, wenn ich mich zur letzten Hunderunde von einem funktionierenden Fahrstuhl runter chauffieren lasse. Gesagt, getan. Ich schnappte mir mein angefangenes Glas, Ole und fuhr runter, gespannt, was sie zu meinem lecker Gelee sagen würde. Stolz zog ich es aus meiner Jackentasche und reichte ihr mein Glas mit der Bemerkung, sie könne ja mal kosten, ich würde derweil mit Ole ne Runde laufen gehen. Wir waren noch nicht an der Tür, da hatte sie das Glas schon geöffnet und probierte. Sie war sehr angetan von meinem lecker Brotaufstrich (besser is), so dass ich ihr versprach, ein volles Glas vorbeizubringen, sobald ich mit Ole wieder oben wäre. So kam ich also mit Ole nach einer kurzen Runde zurück, ging an Frau Concierge vorbei und rief "Bis gleich, ich komme nochmal runter!" und war schon Richtung Fahrstuhl verschwunden, bevor sie überhaupt die Möglichkeit hatte, mir zu antworten. Zuhause stellte ich schnell Ole mit einem Leckerchen ruhig und schnappte mir ein neues Glas Gelee. Schließlich war es mir peinlich, mein halb leeres Glas Frau Concierge zu überlassen. Ich fuhr runter, überreichte ihr stolz mein volles neues Glas und bat sie, mir mein angefangenes herauszugeben. Nööö, sagte sie. Das gebe ich nicht her, ergänzte sie und sah mich herausfordernd an. Hm...was macht man in so einer Situation? Ich war sprachlos. Sie meinte es wirklich ernst. Jedenfalls gab sie mir mein Glas nicht zurück, das neue hatte sie auch schon in Sicherheit gebracht. Okayyyyyyyyy, dann soll es wohl so sein. Die Situation war eine echte Herausforderung. Sie schwebte zwischen Situationskomik und Ernst. Innerlich kopfschüttelnd machte ich mich auf den Rückweg und sinnierte noch ein wenig darüber, was das wohl zu bedeuten hätte, dass man mir mein Glas nicht wiedergab, um das ich freundlich gebeten hatte.

So etwas ist mir auch noch nie passiert, Euch schonmal?

Einen Tag später fragte sie mich, ob ich ihr das übel genommen hätte, dass sie mir das Glas nicht wiedergeben wollte. Was sollte ich sagen? Ich schwankte zwischen der Wahrheit und Verständnis. Das Verständnis siegte - wie immer und ich meinte nur, nööööööö, das sei schon okay so gewesen. War es doch aber nicht. Ich hab mich nicht getraut, das so zu sagen. Hm...da muss ich wohl noch ne Lektion lernen, wa?

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