Freitag, 17. Mai 2013

Wie ist das so im 20. Stock ohne Fahrstuhl?

Wisst Ihr eigentlich, wie gruselig ein Stromausfall in einem 21-geschossigen Hochhaus ist, wenn man in der 20. Etage wohnt? Nein? Dann seid mal froh!

Ich wohne in meinem Turm nun schon ein ganzes Jahr und ein paar Tage lang. Noch nie ist hier der Strom ausgefallen. Es gab mal tagelang kein Wasser in der Küche, okay. Oder es fuhr nur einer von zwei Fahrstühlen. Auch okay. Wenngleich man es dann nicht wirklich eilig haben darf. Oder einen bestimmten Bus oder die Bahn erwischen muss. Mit einem Fahrstuhl dauert alles ein wenig länger. Und dann kann es mal vorkommen, dass man mit dem Fahrstuhl, der dann endlich kommt, nicht mehr mit kann, weil der schon voll ist. Aber das ist alles noch irgendwie erträglich, wenn ich mal einen dankbaren Gedanken daran verschwende, dass da überhaupt was von oben nach unten fährt. Aus dem 20. Stock ins Parterre. Zum Ausgang. Den man oft braucht, zumal, wenn man einen Hund hat, der regelmäßig raus muss.

Und irgendwann einmal musste ja mal der große Tag X kommen: Der Strom fiel aus. Komplett, im ganzen Haus und auf der Straße und im Haus gegenüber. Das einzige, was noch ein wenig Licht spendete, war mein Laptop. Eine Weile lang hat mich das sehr gewundert, bis ich mich erinnerte, dass der ja einen Akku hat. Mit dem spärlichen Lichtlein fand ich dann meine Streichhölzer und zündete überall Kerzen an. Und jetzt? Hm...es war abends, gegen 23 Uhr. Glück im Unglück, dachte ich im ersten Moment und dann folgte gleich der nächste Gedanke. Der galt Ole. Wir mussten noch unsere letzte Runde absolvieren. Der darauf folgende Gedanke war, okay, ich hab noch Zeit. Meist gehen wir so zwischen 23.30 Uhr und 0.00 Uhr runter. Dann: Was, wenn der Fahrstuhl heute gar nicht mehr fährt? Armer Ole. Soll ich dann 20 Etagen runter laufen? Und wie komme ich wieder hoch? Äh, runter geht schwerer, wie komme ich runter? Ole schafft das locker, aber ich? Pinkelt er auch mal ausnahmsweise auf den Balkon, den Übergang zum Treppenhaus? Ich schnappte mir Ole und ging mit ihm probehalber auf diesen Balkon. Nein, natürlich hat Ole da nicht hingepinkelt. Er wusste nicht, was er da soll und schaute mich fragend an. Und da ich nicht wusste, wie ich mich ihm verständlich machen sollte (Ole, dachte ich, ich habe heute mal nichts dagegen, dass Du hier mal hinpinkelst, aber nur heute, okay? Morgen fahren wir wieder runter!), gingen wir wieder in die Wohnung zurück. Im Vorbeigehen hab ich noch kurz auf den Fahrstuhlknopf gedrückt. Hätte ja sein können, dass der Fahrstuhl eine Art Notstromaggregat hat. Hat er aber nicht. Mist.

Na gut, ich hab mich also auf meine Couch gesetzt, das Internet ging ja plötzlich auch nicht mehr und habe gewartet. Meine paar Kerzen, die ich angezündet hatte, spendeten nicht genügend Licht für mein Lesegerät (Kindle Touch, ohne Hintergrundbeleuchtung). Na gut, dann gönne ich mir eben ein wenig hausgemachtes Kopfkino. Und siehe da, es dauerte nicht lange, so eine halbe Stunde Kopfkinozeit, da war der Strom wieder da. In der Wohnung. Nicht beim Fahrstuhl. Der fuhr trotz des Stromes noch lange nicht. Wieso eigentlich nicht?

Ein Anruf bei der diensthabenden Concierge ergab, dass sie den Monteur gerufen hätte. Während ich in der letzten Zeit die Daseinsberchtigung der Concierges da unten infrage gestellt hatte (insbesondere eines bestimmten), war ich in diesem Moment froh, dass da jemand saß. Sie wäre im Maschinenraum gewesen, meinte Frau Concierge und hätte versucht, den Fahrstuhl wieder in Gang zu bringen, aber der hätte nichts dergleich getan. Renitent, das Teil. Oder alt. Oder beides. Sie wisse nicht, wie lange das dauern würde, bis der Monteur käme. Hm...Kopfkino an: Was, wenn das bis morgens dauert? Armer Ole. Bestimmt geht der Fahrstuhl vor 6.00 Uhr wieder, da müssen die Leute dann zur Arbeit. Und was, wenn nicht? Dann muss ich laufen. Oh je, aber wie komme ich runter? Meine Knie, Hilfe! Hoch geht besser. Ob ich das schaffe? Ich müsste, wenn...Armer Ole.

Bleib ruhig, Illi, alles wird gut, der Fahrstuhl...Es wurde wieder dunkel - Stromausfall die 2. Oh neee...Aber das dauerte dieses Mal nicht so lange, fünf Minuten, dann war der Strom wieder da. Aber der vom Fahrstuhl noch immer nicht. Alle 10 Minuten rannte ich auf den Flur und drückte auf den Fahrstuhlknopf. Nichts. Das tat ich bis kurz vor 2 Uhr morgens, dann hatte ich keine Lust mehr. Ich dachte, ich lege mich mal hin und wenn ich aufstehe, dann fährt der Fahrstuhl wieder. Armer Ole, war mein letzter Gedanke, dann schlummerte ich ein. Ich wachte auch grad eine halbe Stunde später wieder auf. Mein erster Gedanke galt Ole. Nein, dem Fahrstuhl. Ach, ich glaube ich habe beides zugleich gedacht, mich in meine Schuhe und eine Jacke geworfen und bin zum Fahrstuhl. Jaaaaaaaaaaa, er kam!!!!! Ich weiß nicht, wer von uns mitten in der Nacht glücklicher war, dass der Fahrstuhl wieder fuhr: Ole oder ich. Ich denke, ich weiß es doch. Nächtle, Ihr Lieben! Und einen herzlichen Dank an alle Fahrstühle dieser Welt, die uns zuverlässig immer dort hin befördern, wo wir hinwollen. Vorausgesetzt, sie haben Strom.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen