Montag, 11. November 2013

Es wird Zeit für eine neue Geschichte



Kennt Ihr das auch? Es gibt so Tage, da…(ergänze nach Gutdünken). Beim Öffnen der Augen heute früh war ja noch alles normal, das gebe ich zu. Ich kam gut aus dem Bett, bis aufs Klo. Da war die Welt noch schön. Beim Verlassen des Bades fiel mein Blick ins Behandlungszimmer und auf einen gelblichen Fleck mitten auf dem Sisalteppich. Drumherum verteilt lagen lauter kleiner Holzstücke. Gut, denke ich, Ole hat nur gekotzt. Ist wenigstens kein Durchfall wie letztens. Gleichzeitig weiß ich, dass Galle ihre gelbgrünen Spuren auf Teppichen hinterlässt. Die Farbe passt so gar nicht zum Sisal und lässt sich auch nicht mit einem Läufer kaschieren, denn der hat schon genug damit zu tun, einen anderen und viel größeren Fleck zu verdecken. Auch Durchfall. Ole von vorletztens. Da hat nämlich alles Schrubben nichts geholfen und der Fleck sieht echt nicht dekorativ aus, der Läufer da drauf ne Notlösung. Jetzt warte ich mal ab, was von dem Gallefleck noch zu sehen sein wird, wenn er getrocknet ist. Ich hab alles versucht. Irgendwann, seufz, ist wohl ein neuer Teppich fällig. 

Tja und ein anderer Teil des Lebens spielt sich außerhalb des Kienbergtowers ab. Beispielsweise beim Spaziergang mit Ole. Wir laufen also unweit des Hauses auf einem breiten Fußweg Richtung Tower. Unsere Runde ist fast beendet. Das Frühstück und ein lecker Kaffee rufen schon…

Ole soll mal kurz sitzen, weil auf der gegenüberliegenden Straßenseite in unserer Höhe ein kleiner Hund läuft und ich einen Abstand zu diesem herstellen möchte. Ole würde ja zu gern mal einen neuen Freund kennen lernen und ist deshalb auf die andere Straßenseite bzw. auf den Hund fixiert. Blöd nur, dass das so ein kleiner Wadenbeißer ist. Ole würde den schon beim Beschnüffeln mit seiner großen Nase unter sich begraben. Neee, lieber doch nicht. 
Das mit dem „Sitz“ klappt dann auch hervorragend, bis nach ca. 3 Sekunden hinter mir eine ziemlich barsche Stimme ertönt: „Gehen Sie mal weiter, ich will vorbei!“ Wie gesagt, der Fußweg ist breit, der Rasenstreifen (den hatte ich noch gar nicht erwähnt) daneben noch breiter. Ich drehe mich also um und frage nach dem Problem, welches ich möglicherweise übersehen haben könnte. Ich biete der alten Frau, die ein ziemlich verkniffenes Gesicht hat, auch gleich eine Lösung an. Sie könne ja die Straßenseite wechseln, wenn sie es eilig hätte oder an uns vorbeigehen, bot ich an. Ich war ja noch nicht fertig mit Ole und dem Abstand. Also meine Alternativen kamen gar nicht gut an und ich weiß wirklich nicht, warum nicht. Vielleicht war ich nicht freundlich genug…Stattdessen fing die alte Frau mit dem zugeknöpften Gesicht an, etwas über die heutige Jugend zu faseln und ich dachte, gleich würde ich Atemnot kriegen. Ich schwankte zwischen dem Wunsch, einen Lachflash zu bekommen und tiefer Empörung. Ich konnte nicht so schnell sortieren, ob das gut ist, mit 56 Jahren zur heutigen Jugend gezählt zu werden oder ob es eher schlecht war, sich von einer Unbekannten die Weisheit des Alters absprechen zu lassen. Wahrscheinlich gefror mein Gesichtsausdruck zu irgendeiner Maske dazwischen. Und dann setzte die Frau  noch eins drauf: sie würde schon viel länger hier wohnen, als ich. Aha. Und Tiere würde sie auch lieben. Nochmal aha. 
Nun, die Argumente meiner Zufallsbekanntschaft waren bestechend, das musste ich zugeben. Ole wollte dann auch grad noch die Tierliebhaberin kennenlernen und machte einen Satz auf sie zu. Im letzten Moment zog ich ihn zurück, weil ich Angst hatte, dass er von der Gift und Galle spuckenden Frau getroffen werden könnte. Die Frau hatte auch schon ihr Täschchen erhoben und sah uns drohend an.
Also ließ ich die keifende Dame stehen und entschied mich spontan,  selber die Straßenseite zu wechseln. Vielleicht half mir das ja, meine Gesichtsstarre wieder loszuwerden. Ich wollte doch nur in Ruhe meine Hunderunde beenden...Die alte Frau hingegen rief dann auf ihrer Seite noch lange Arschloch und weiteres unverständliches Zeug und als sie weit genug weg war, hob sie eine Hand und streckte irgendeinen Finger in die Höhe (ich weiß wirklich nicht, welchen) und rief laut genug, dass ich es verstehen konnte, dass das für mich wäre und noch irgendwas, was ich dann nicht mehr verstanden habe. Außer, dass ich so schlecht sehe, was in weiter Ferne geschieht, höre ich auch ziemlich schlecht, was jemand, der weit weg ist, nuschelt.  

Okay, also mein Amüsement war bedient für diesen Spaziergang und für diesen Tag. Der Rest des Weges verlief dann auch ziemlich unspektakulär und wir sind, ohne weitere Behelligungen, gut zuhause angekommen. 

Und nein, die darauf folgende Geschichte mit meinem Einkauf bei Norma, also die mit den drei vollen Taschen und dem piepsenden Gerät am Ausgang, welches anschlug, als ich den Laden verlassen wollte, erzähle ich hier nicht. Dabei kämen nämlich weder der Laden Norma noch die dort tätigen hektischen Mitarbeiterinnen gut weg.Und meine angekratzte Laune würde das auch nicht eben verbessern...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen